Appenzeller Spezialitäten
Seit mehr als 200 Jahren wird im Kanton Appenzell Ausserrhoden eine besondere Heilpraktik ausgeführt. Legendär sind die Molkenkuren und Heilbäder aus dem 19. Jahrhundert un die Heilmittel der Kräuterpioniere Johannes Künzle (1857 - 1945) und Alfred Vogel (1902-1996).
Die liberale Gesetzgebung ermöglichte den Naturheilpraktiker/innen eine freie Heiltätigkeit. Die bis heute gültige Praxis wird immer noch im Appenzell Ausserrhoden ausgeführt. Gesteuert wird es heute aber von einer modernen, anspruchsvollen Zulassungsprüfung.
Im Jahr 2016 waren circa 251 Heilpraktikerinnen und -praktiker registriert. Diese dürfen alle in der Praxis Ihre eigenen Hausmarken abgeben. Diese sind AR-Registrierte Produkte.
Im Moment sind circa 700 Präparate und 623 Hausspezialitäten, in Apotheke und Drogerien und Heilpraxen registriert. Diese dürfen ausschliesslich im Kanton Appenzell Ausserrhoden verkauft werden. Die Spezialbewilligung gelten jedoch nur für nicht verschreibungspflichtige Medikamente. Bekannte Produkte sind die B-Vitamine von Burgerstein, das H 15 Gufic, Padma oder Aswal.
Heilmarkt
Auch heute noch ist im Kanton Appenzell Ausserrhoden die Naturheilkunde ein wichtiger Wirtschaftszweig. Neben der hohen Anzahl von Heilpraktikerinnen und -praktikern sind im Kanton AR immer noch zahlreiche Firmen mit der Herstellung von Heilmitteln beschäftigt. Die Firma Hänseler, mit Sitz in Herisau, stellt verschiedene Naturheilmittel mit AR-Registration her. Die 1983 gegründete Herbamed AG produziert grundsätzlich homöopathische und phytotherapeutische Medikamente. Der Marktleader im Bereich Kosmetika ist die Firma Just AG in Walzenhausen. Sie gehört zu den Top 500 der Schweiz und beschäftigt mehr als 70’000 Verkaufsberater. Die Firma Ebi-Pharm stellt mit der Marke Burgerstein die bekannten Nahrungsergänzungsmittel Burgerstein B50, B75 und ABC her. Diese enthalten hochndosierte Mineralien und Vitamine. Durch die hohe Tagesdosis kann man Mangelzustände schnell beheben und sind deshalb sehr beliebt. Zusätzlich produzieren Sie auch noch die Produkte H 15 Gufic und Wobenzym. Alle diese Medikamente sind AR-Registierte Produkte.
Alfred Sigrist Appenzeller Kräuterpionier
Der bekannte Naturarzt aus Teufen weiss am besten über die Heilkräuter des Appenzellerland Bescheid. Er gilt als Pionier in diesem Bereich und hat auch schon Bücher über die Kräuter verfasst.
Seine Erfahrungen gründen auf der Praxis von drei Generationen einer angestammten Heilpraktikerfamilie. Wie es sich für einen Ausserrhoder gebührt, ist Fredis Heilpflanzenkunde in vergnügter, heiterer Sprache geschrieben. In diesen Büchern werden praktische Erfahrungen und hautnahe Erlebnisse aus seiner langjährigen naturärztlichen Praxis beschrieben.
Ein Auszug aus dem Buch: Appenzeller Kräuterapotheke Alfred Sigrist (Appenzeller Verlag)
Die Naturheilkunde
Naturheilkunde geht auf Hippokrates zurück, den grossen Arzt Altertums, der etwa 400 Jahre vor Christus auf der Insel Kos lebte und dort eine Arztschule gründete. Sein Leben fällt in die Epoche der höchsten künstlerischen und politischen Entwicklung Griechenlands. Hippokrates kannte die Bedeutung der Ernährung bei der Behandlung kranker Menschen und als Vorbeugungsmittel und verordnete Diätkuren. Er schätzte auch die Heilkraft der Sonne und des Wassers hoch ein und empfahl Bewegungstherapie. Arzneilich machte er in erster Linie von Pflanzen und Pflanzenpräparaten Gebrauch. Seine Erkenntnisse und Methoden wirken auch heute noch erstaunlich zeitgemäss und haben ihre Gültigkeit bewahrt.
Geschichte der Pflanzenheilkunde
Als der Mensch noch in unmittelbarem Kontakt mit der Natur lebte, besass jede Hausmutter, jeder Sippenälteste mehr oder weniger grosse Kenntnisse über die von der Natur dargebotene Heilmittel. Gewisse Stammesangehörige zeichneten sich durch besondere Begabung und Geschicklichkeit aus und wurden in Krankheitsnot oder bei Verletzungen zur Übernahme der Behandlung herbeigeholt.
Durch die Entwicklung der chemischen Industrie entstand ein völlig neues Reich: die chemisch-synthetischen Stoffe. Das von unsern Vorfahren im Laufe der Jahrhunderte durch Erfahrung und Beobachtung (Empirie) gewonnene Erfahrungsgut wurde ins Abseits gedrängt und fiel der Vergessenheit anheim. Die grösste Zeit der Heilmittel aus Kräutern und Wurzeln schien endgültig vorbei zu sein. Diese Entwicklung hat schliesslich zum Glauben geführt, die Chemie habe alles im Griff: Die Gesundheit, die Krankheit, die bösen Insekten, das Unkraut. Man erwartete, dass jedes Krankheitsproblem allein durch die Chemie gelöst werden könne. Mit der Zeit wurde aber immer deutlicher die Grenzen sichtbar. Man musste erfahren, dass eine grosse Zahl synthetisch hergestellter Mittel erhebliche Nebenwirkungen aufweisen, die in gewissen Fällen sogar schlimmer als die Krankheit, gegen die man sie eingesetzt hatte.
Neuere wissenschaftliche Forschungen führten nun aber zur Erkenntnis, dass eine akute Krankheit durch die Anwendung stark wirkender Mittel chronisch wird, weil eine derartige Behandlung zu einer Fehlleistung der Immunregulation führt.
Heute legt eine grosse Zahl von Ärzten und Patienten wieder Wert auf sanfte, nebenwirkungsfreie Medikamente. Man will nicht mehr zu viel Chemie schlucken, weil man sich durch die Umweltverschmutzung ohnehin genug belastet fühlt. Die von Technik und kalter Vernunft übersättigte Industriegesellschaft ist dabei, die Natur wiederzuentdecken. Die Heilpflanzenkunde ist auf dem besten Weg, ihre alte Stellung in der Heilkunde wieder zurückzugewinnen. Pflanzliche Heilmittel, sinnvoll angewandt, haben den Vorteil, mit wenig oder gar keinen Nebenwirkungen belastet zu sein.
Alfred Sigrist verfügte über ein grosses Wissen und wir sind Ihm sehr dankbar, dass dies in Büchern festgehalten wurde.
Die Geschichte und Erkenntnisse der Appenzeller Kräuter liegt weit zurück und ist bis heute noch aktuell. Die Firma LediBelle stellt Produkte aus dem Appenzell her. Ziegenmolke stellt die Grundlage der Naturkosmetik Linie dar. Entdecken Sie die Vielfalt der Appenzeller Spezialitäten.